Eine befreundete Unternehmerin, erzählte mir von wiederkehrenden Konflikten in ihrem Team. Es kam immer wieder zu Spannungen und Auseinandersetzungen unter den Mitarbeitenden – ohne dass klar wurde, worin eigentlich der Auslöser lag.
Ich schlug ihr eine Teammediation vor. Doch sie winkte ab: „Das hatten wir schon – es war furchtbar.“ Am Ende, so erzählte sie, stand eine Front „Führungskräfte gegen Mitarbeitende“.
Als ich genauer fragte, wie die Mediation ablief und was schiefgelaufen sei, stellte sich heraus: Es war gar keine Mediation, sondern ein Workshop.
Und genau dort liegt aus meiner Sicht der entscheidende Unterschied:
Ein Workshop kann ein sehr wertvolles Instrument in der Team- und Organisationsentwicklung sein – aber nicht, wenn ein ungelöster Konflikt im Raum steht.
Workshops bieten Raum für kreative Ideen, Austausch und Entwicklung. Doch bei schwelenden Konflikten können sie genau das Gegenteil bewirken: Sie verstärken Spannungen, verfestigen Fronten und können Mitarbeitende sogar ganz abschrecken. Viele kommen dann nicht mehr zum Workshop, melden sich krank oder sind körperlich anwesend, aber innerlich längst ausgestiegen.
Was in einem Workshop gesagt wird, wird durch die „Konfliktbrille“ gefiltert. Der Moderator wird als parteiisch wahrgenommen, häufig gibt es den Verdacht, er oder sie vertrete im Auftrag die Geschäftsleitung. Der Konflikt bleibt bestehen – wie eine Hintergrundmusik, die keiner ausstellt. Vereinbarungen wirken oft nur kurzfristig, weil sie nicht auf wirklicher Klärung beruhen. Und viele steigen schon auf halber Strecke aus dem „Fahrstuhl“ aus – desillusioniert und innerlich gekündigt.
Die Folge: Die Arbeitsqualität leidet, Misstrauen wächst, es kommt zu Boykott, Kündigungen oder häufigeren Krankmeldungen. Was als Versuch gedacht war, den Konflikt zu lösen, verschärft ihn häufig noch.
Meine Freundin erzählte mir, dass nach dem Workshop zwei Mitarbeitende gekündigt hätten, die – so meinte sie – „verantwortlich“ für den Konflikt gewesen seien. Doch auf meine Frage, wie nun die Stimmung sei, antwortete sie nur: „Schlechter als vorher.“
Das überrascht mich nicht. Eine Mediation kann Konflikte nicht ein für alle Mal auflösen – aber sie kann einen geschützten Raum schaffen, in dem Ursachen sichtbar werden, in dem Veränderungsbereitschaft wächst und Lösungen tragfähig entwickelt werden. Und ja, Mediation ist ein Prozess, der sich auch wiederholen darf – besonders, wenn sich neue Dynamiken zeigen.
Aus meiner Erfahrung sind es oft nicht die vermeintlichen „Störenfriede“, die den Konflikt verursachen. Häufig sind es genau diese Menschen, die sensibel auf Unstimmigkeiten reagieren, sie sichtbar machen – und später bereit sind, aktiv an Lösungen mitzuwirken. Nach einer gelungenen Mediation entwickeln sich genau diese Personen manchmal zu den engagiertesten Veränderungsträgern.
Immer wieder höre ich nach Mediationen Sätze wie:
„Ich hätte nicht gedacht, wie leicht sich der Weg zur Arbeit wieder anfühlen kann.“
Fazit:
Ein Workshop kann sehr kraftvoll und wirksam sein – aber nur, wenn der Zeitpunkt stimmt. Bei ungelösten, tief sitzenden Konflikten braucht es erst die Klärung, nicht das Konzept. Die Mediation schafft Klarheit und kann den Weg freimachen – erst danach kann ein Workshop echte Wirkung entfalten.
Es ist nie zu spät für einen neuen Anfang – aber oft zu früh für den nächsten Workshop.